Joel Andersson

Musik so schön wie die Landschaft
Joel sitzt gern in einem Irish Pub zusammen mit anderen Musikern. Vielleicht trinken sie ein, zwei Gläser Bier und unterhalten sich. Dann greifen sie zu ihren Instrumenten und machen Musik.
Joel ist quasi mit Irish Folk groß geworden. In den 1980er Jahren, lange vor seiner Geburt, reisen die Eltern mit dem Auto durch Irland. Der musikbegeisterte Vater hat sein Aufnahmegerät dabei, nimmt die traditionelle Musik von dort auf und packt sie in den Koffer. Zu Hause legt er die wieder und wieder in den Rekorder. Schon als ganz kleiner Junge bekommt Joel seine erste Mundharmonika geschenkt.
Er lernt vor allem durchs Hören
In der Schule, da ist Joel neun Jahre alt, dürfen sich die Kinder für ein Instrument entscheiden. Doch einen Lehrer für Mundharmonika gibt es damals nicht. Also lernt Joel erst einmal Saxofon. Einige Jahre später nimmt er die letzte Saxofon-Stunde. Beim Rausgehen aus dem Unterrichtsraum sieht er zufällig einen Flyer mit dem Angebot für drei kostenlose Mundharmonika-Probestunden. Das ist die Chance für den 14-Jährigen, die er sofort ergreift. Mikael Bäckman wird sein Lehrer, der ihm die Spieltechniken auf dem Instrument beibringt. Das Saxofon stellt Joel in die Ecke, seine Mundharmonika wird von nun an zur wichtigsten Begleiterin.
Joel lernt neben dem Unterricht vor allem durchs Hören. Songs, die ihn interessieren, übt er ein und probiert, wie sie auf der Mundharmonika am besten klingen. Dabei entdeckt er die Welt des Irish Folk noch einmal ganz neu. Diese Musik, so sagt er, habe er unbewusst schon immer in sich getragen. Doch jetzt lernt er sie auf seine Weise zu spielen.
Suche nach dem für ihn perfekten Klang
Er reist selbst durch Irland, ist begeistert von der sanften Landschaft und den Menschen vor Ort. In Gedanken fährt er an Feldern vorbei, auf denen Bauern Rast machen und ihre Mundharmonika herausholen. So, wie es um 1900 üblich war. Für Joel passt alles zusammen: das Land, die Geschichten, die Iren und ihre Musik.
Zu Hause forscht er weiter nach neuen irischen Songs und sucht vor allem nach dem für ihn perfekten Klang. Er beginnt, Instrumente auseinander zu bauen, an Details in ihnen zu arbeiten, zu experimentieren und sie neu zusammen zu setzen. Er lernt das Handwerk des Mundharmonikabaus und wird ein gefragter Customizer. Heute kommen Musiker aus der ganzen Welt in Joels Werkstatt, um ihr Instrument individuell anpassen zu lassen.
Joel Andersson hat sich – bis auf die Unterrichtsstunden bei Mikael Bäckman – alles selbst beigebracht. Seine Passion treibt ihn an. 2014 gewinnt er den dritten Platz beim Fleadh Cheoil na hEiréann, dem größten Wettbewerb für irische Musik und gehört heute zu den weltweit Besten in seinem Fach. Joel lebt nicht weit von Malmö, wo es inzwischen eine ganze Community für Irish Folk-Music gibt. Er genießt es, mit anderen im Pub zu sitzen und ganz viel Musik zu machen.