Victor Puertas

Der Blues und seine Geschichten

Dass Victor Puertas mal als Profi-Musiker auf der Bühne stehen würde, hat er lange nicht für möglich gehalten. Erst mit Mitte 20 entscheidet er sich für diesen Weg. Heute zählt er zu den gefragtesten Blues-Mundharmoniker-Spielern der Welt.

Die erste Mundharmonika
In einer kleinen katalanischen Stadt, ganz nahe bei Barcelona, wächst Victor auf. Sein Vater stammt aus Marrakesch im Westen von Marokko – damals noch spanische Kolonie.

Als Victor 13 Jahre alt ist, gibt ihm sein älterer Bruder Santos eine Mundharmonika in die Hand. Santos ist bereits Gitarrist und spielt vor allem Blues-Musik. Victor ist hin und weg von diesen Klängen, hört, probiert und lernt schnell, diese Art Musik auf seine Mundharmonika zu übertragen. Victor ist gerade 14, 15 Jahre alt, da steht er bereits  gemeinsam mit Santos auf der Bühne. Früh genug, um sich frei zu fühlen. Frei von Angst und Lampenfieber. Diese frühen Auftritte seien der perfekte Start gewesen, wird Victor später sagen.

Der Blues in ihm
Er lernt weiter, hört Blues in allen Varianten, aus allen Epochen und mit den unterschiedlichsten Musikern. Sie sind seine Lehrer, sie sind es, die er nachahmt, bis Victor schließlich zu seinem ureigenen Stil findet – als wäre der der Blues in ihm herangereift.

Nach der Schule beginnt Victor zunächst mit einem Studium und arbeitet gleichzeitig in einem Krankenhaus. Er versucht beides zu meister, die Musik und die Arbeit. Doch schließlich setzt sich die Musik durch, sein Entschluss zu einer Karriere als Musiker steht fest. Er sagt, es sei anfangs nicht leicht gewesen. Aber er bereue diesen Schritt keine Sekunde. Seitdem vergeht kaum ein Tag ohne Musik.

Auf Reisen
Dennoch blickt er immer wieder von außen auf sich und auf das, was er tut. Er tritt immer wieder einen Schritt zurück, um seine Balance zu behalten und vor allem die Freude am Musikmachen. Victor liebt es, durch verschiedene Länder zu reisen, auf unterschiedlichen Bühnen zu spielen, Menschen zu treffen. Jeder Moment sei anders, jeder Ort habe eine andere Energie. Und über sich selbst sagt er, über all die Jahre habe sich seine Energie und sein Spiel gewandelt. Genau das – die Bewegung und die Entwicklung – ist es, was er an seiner Arbeit schätzt.

Mit seinem Bruder Santos spielt Victor auch heute zusammen: als Suitcase Brothers zelebrieren sie ihre Musik: stark und ausdrucksvoll. Sie singen und spielen Blues, sie übertragen den Herzschlag dieser Musik auf ihr Publikum. Victor liebt es, beides zu tun – zu singen und die Mundharmonika zu spielen.

Die Worte, die gesagt, und die, die nicht gesagt werden, formen in der Musik Geschichten, die erzählt werden wollen. Für diese Geschichten und für den Blues lebt Victor – jetzt und in Zukunft.